Liebessucht und Lieblingskomödie


Nach 25 Jahren Liebessucht möchte ich heute eine Bilanz ziehen. Der Grund, warum ich in meinem Leben keine Beziehung eingehen konnte, war, dass ich mich dafür nie bereit und frei genug gefühlt habe, zumal mein Herz durch die Liebessucht immer vergeben und besetzt war.

In diesem Blogartikel will ich auf meine Liebessucht eingehen und sie beschreiben anhand meiner Lieblingskomödie “Housesitter – Lügen haben schöne Beine“ von Frank Oz aus dem Jahr 1992. Dieser Film begleitet mich schon viele Jahre, ich hab ihn mir oft angesehen, wenn ich in eine fröhliche, schwungvolle Stimmung kommen wollte und zudem meiner Sehnsucht nach Romantik mit einem mit einem spritzig schelmischen Lächeln begegnen wollte.


Es folgt eine kurze Inhaltsangabe des Films:

Newton (Steve Martin) macht seiner Freundin Becky (Dana Delany) einen Heiratsantrag, den sie ablehnt. Daraufhin lernt er Gwen (Goldie Hawn) kennen, mit der er eine Nacht verbringt. Während dies für ihn ein One-Night-Stand ist, fängt Gwen Feuer und beschließt in das Dorf zu fahren, um sich Newtons Haus, das leer steht, anzusehen. Kurzerhand beschließt sie, darin einzuziehen und die gesamte Dorfgemeinde zu überzeugen, dass sie seine Frau sei. Als Newton dies herausfindet ist er nach anfänglicher Wut dazu bereit, diese Lüge fortzusetzen, zumal er sich davon erhofft, seine bereits eifersüchtig gewordene Ex-Freundin Becky zurückzugewinnen und durch Gwens Beliebtheit eine Beförderung in der Firma, in der er angestellt ist, zu bekommen. Schließlich erreicht die Komplexität des Lügengebäudes bei einem Empfang für die Familie ihren Höhepunkt und Gwen gesteht Newton, dass sie will, dass diese Ehe bestehen bleibt, woraufhin er antwortet: „Aber welche Ehe denn?“.

Darob verlässt Gwen den Schauplatz und Becky ergreift die Gunst der Stunde, aber Davis erkennt letzten Endes, dass er Gwen liebt, er fährt ihr nach und macht ihr einen Heiratsantrag, muss noch ein wenig kämpfen und schließlich leben sie für immer glücklich und zufrieden in ihrem Traumhaus …


Folgende Szene lässt mein Dramaköniginnen-Herz vor Rührung ausflippen! Wie oft hab ich sie schauspielerisch nachgestellt und interpretiert mit all meiner Hingabe zur Dramaturgie und zum intensiven Fühlen:

Newton: „Nur ein einziges Mal, damit ich was zu lachen habe, Gwen, sag mir die Wahrheit, sag mir um Himmels willen, wieso du hergekommen bist!

Gwen: „Ich … ich wollte nur sehen, wie es ist, wie in einem Bilderbuch zu leben. Nicht nur das Haus, sondern auch die Stadt und die MENSCHEN – DAS L-E-B-E-N – ich hab so was noch nie kennengelernt. Ich wollte das Ganze wirklich nicht so ausarten lassen, es ist nur – alle behandeln mich so, als wär ich wirklich jemand – A-U-S-S-E-R  D-I-R …


Auf mein eigenes Leben bezogen, glaube ich, dass dies die Grundlage für meine Liebessucht ist: DASS ICH WIE IN EINEM BILDERBUCH LEBEN WILL. Die Energie von Märchen atmen will. Aus meiner eigenen Erfahrungswelt ein idyllisches, berauschendes Kunstwerk kreieren will, das meinen Träumen entspricht. Vollmundige Rosigkeit in frischer Verliebtheit.

Wobei dies für mich nicht bedeutet, dass ich in einer Beziehung ein Haus haben muss und viel Geld, wenn ich in einen Freund hätte, würde das keine Rolle spielen. Wenn er so wie ich zuhause wäre, aus welchen Gründen auch immer, dann hätten wir wenigstens viel Zeit füreinander.

Mit jedem Ausdruck meiner Seele begehre ich die wahre Liebe. Oftmals muss ich weinen, es schießen automatisch Tränen in meine Augen, wenn ich an Menschen denke, die ich wirklich liebe. Die Vorstellung, dass sie traurig sein oder irgendwelche Schmerzen haben könnten, versetzt mich in eine innere Notsituation. Da darf ich noch loslassen lernen, manche Menschen sehe ich ewig als Babys, zum Beispiel meine Geschwister. Ich bin halt auch ihre „große Schwester“ …


Mitunter kenne ich viele Leute aus der Psychoszene, unter anderem auch Menschen, die eine Liebessucht haben. Die sich, obwohl sich ihre Subjekte der Begierde sich grob und eisern von ihnen abwenden und sie, nachdem sie jene gestalkt haben, anzeigen (und teilweise auf die Forensik bringen) sich dennoch weiterhin einreden, dass ihre ersehnten Herzblätter nur sie lieben würden, dass sie sich nach ihnen verzehren würden. Manche lassen sich von den Stimmen dahingehend beeinflussen.

Ich weiß definitiv, was es heißt, eine imaginäre Liebesbeziehung zu führen. Jedoch rede ich mir ein, dass es bei mir anders ist als bei anderen Liebessüchtigen, genauso wie jene. Lebe ich in einer Lüge? Ist das der treffende Ausdruck? Und haben Lügen wirklich lange Beine?

„Das meiste, was wir uns wünschen, trifft nie ein, ich weiß nur, dass es wahr ist, dass ich dich liebe.“, sagt Newton zu Gwen am Schluss. Nachdem er erkannt hat, dass Becky für ihn nicht die Richtige ist, weil er bei ihr nicht er selbst sein kann, sich verstellen muss und eine riesengroße Maschinerie der Unwahrheit auftürmen muss, um ihr Interesse zu entfachen und zu halten. Er erkennt, dass es eine Illusion ist. Und er entscheidet sich für seine Herzensdame, die ihn wirklich liebt, sich für sein Glück einsetzt und ihn akzeptiert, wie er ist und darin etwas Besonderes sieht.

Tolle Geschichte mit zauberhaftem Happy End, oder?

Die Zuspitzung der inneren Lügen, das Sich-Selbst-Belügen, das Aufrechterhalten von Illusionen, das Verweilen in unsterblicher Hoffnung, die nach außen hin Gestalt annehmen – und alles nur aus dem Wunsch heraus, geliebt zu werden. Hollywood-Klischees im Reinformat. Und dennoch so amüsant, herzerfrischend und tief berührend für mich.

Kein Wunder, dass so viele Menschen in der heutigen Zeit, die durch Medien und Filme beeinflusst werden, ständig nach der ganz großen Liebe suchen. Ich hab in einem Buch gelesen, dass es eigentlich darum gehen könnte, eine Beziehung zu finden, die ganz gut passt, anstatt diese Superlative, diese Perfektion anzustreben. Wenn diese ekstatische Euphorie, von Faszination, Zauberglück und Empfindungserregung betrunken zu sein, nur nicht so ein unwiderstehlicher Lockvogel wäre!

Dennoch, die Bilanz nach einem viertel Jahrhundert lautet, ich hab mich schon viel mehr auflockern können, die Liebesbeharrlichkeit verwandelt sich kontinuierlich in eine selbstsichere Präsenz meinerseits, in ein Switchen zwischen den Welten. Ich bin schon im Anflug, ihr Lieben, ich komme zurück zu mir, zu meiner Erdung und in meine Greifbarkeit. Um Millionen wunderbarer Perspektiven und erlebter Wunder reicher. Mein Dank gilt all jenen, die diesen Weg mitausgelöst und ermöglicht haben.

Zum Abschluss ein Musikstück für den Mann, den ich seit – ich kann es kaum glauben – über 25 Jahren sehr sehr gern habe.

(“One day we had today” – Piano)

Alles Liebe!

Namaste

Barbara


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