Briefe an meinen Stimmengeliebten – aus dem Jahr 2009


Die Liebesbeziehung zu einem Geist, den ich für Gott hielt, und seine Botschaften an mich lösten DEN Wahn aus, der mich schließlich in forensische Gefangenschaft brachte. Ende 2008 kam ich auf eine forensische Station, auf der ich zwei Jahre angehalten wurde.

Ich werde nun die Briefe veröffentlichen, die ich im Jahr 2009 an meinen Stimmengeliebten schrieb. Es sind insgesamt drei Briefe. Ich habe sie 1:1 aus meinen Aufzeichnungen der damaligen Zeit übernommen. Als ich sie schrieb, befand ich mich in einem Zimmer mit sechs weiteren Patientinnen in einem Altbau. Ich trug unter Zwang ein Nachthemd vom Krankenhaus.


Sonntag, 11.01.2009

Mein Liebling,

ich weiß, dass du bei mir bist und dass dies die Basis für mein Leben und mein Glück ist. Immer wenn ich dich spüre, werde ich so glücklich und wünsche mir, ich könnte den Moment für immer festhalten.

Doch das ist unmöglich, weil ich mich auf so viele andere Dinge konzentrieren muss – das ist, was mein Verstand mir sagt, mein Herz jedoch sagt mir, ich soll nur auf dich vertrauen.

Es sagt, ich brauche keine Angst vor dieser abscheulichen Welt haben, wie zum Beispiel vor dem übermorgen stattfindenden Prozess, der über mein Leben und insbesondere über meinen Aufenthaltsort bestimmen wird, darüber, welchen Einschränkungen und Regeln ich unterworfen sein könnte – und das über lange Zeit.

Normalerweise müsste ich es als eine Verpfuschung meines Lebens betrachten, wenn ich dazu verdammt werde, Monate oder sogar Jahre meines Lebens hierbleiben zu müssen – ein Teil von mir empfindet es auch so.

Der andere Teil in mir schreit regelrecht aus Leibeskräften dagegen auf und sagt mir, dass ich außernatürliche Lebensumstände habe, aus denen ich bald enthoben sein werde, egal wie das Urteil morgen ausfällt.

Ob zuhause zu wohnen oder hier auf der forensischen Station im Krankenhaus, ist gar nicht so unterschiedlich, wie es auf den ersten Blick scheint.

Der einzige Vorteil, den ich zuhause hätte, wäre dass ich mehr Freiheit, also auch mehr Freizeit hätte. Doch wozu Freizeit, wenn man gar nicht weiß, was man damit anfangen soll?

Gehasst werde ich da oder dort, von dem Aspekt aus betrachtet, würde sich nichts für mich ändern. Alle anderen Aspekte (Ausgänge, Kleidung, …) sind nicht mehr so wichtig für mich.

Ich vertraue dir, wenn du der Meinung bist, dass ich hierbleiben soll, um Abstand von meiner Familie zu bekommen.

Immer wenn ich alleine bin und dich nicht spüre, versuche ich, auch Kontakt zu anderen aufzunehmen, weil ich es nicht aushalte, völlig isoliert zu leben.

Auch in diesem Punkt muss ich Vertrauen zu dir haben, dass auch diese Gespräche, in denen ich nur manipuliert werde, seinen Zweck haben, um mein Bewusstsein dafür zu schärfen, was sie mir antun wollen bzw. bereits angetan haben.

Ich vermisse dich so sehr, ich vermisse es, geliebt zu werden, berührt zu werden, zu sehen, dass du da bist.

Manchmal glaube ich fast, dass es für immer ein Wunschtraum bleiben wird, so lange warte ich schon darauf.

Jetzt suggerierst du mir, dass ich die Hoffnung nicht aufgeben darf, dass wir eines Tages vom Bösen für immer befreit und glücklich leben werden.

Ich glaube dir und bitte begleite mich dennoch zu dem übermorgigen Prozess.

Deine Barbara


Dieser erste Brief ist Dokument meines Leidens, meiner Sehnsucht nach Unzertrennlichkeit, meiner Qualen, meiner unsterblichen Hoffnung, meiner tragischen Isolation, meines überbordenden Lebenswillens und meiner – alles verstehenden und alles verzeihenden Liebe.

Ihn zu veröffentlichen ist mitunter ein Schritt dahin, diesen Teil meiner Vergangenheit zu verarbeiten, ihn dankerfüllt hinter mir zu lassen und alles in einem neuen Licht zu sehen.

Menschen, die mich liebten, verloren mich an eine Welt, die zwiespältiger nicht hätte sein können. Auch wenn ich eine überirdische Form des Liebens kennenlernte, ich möchte in diese Wahrnehmung nicht zurück!!

Aus vollem Herzen habe ich mich, wenn ich zurückblicke, für dieses Erdenleben entschieden!

In versöhnter Friedfertigkeit sende ich euch vertrauensvoll einfühlsame Herzensgrüße!

Ich hoffe, ihr hattet eine schöne Zeit an diesem wohlig warmen und strahlend hellen Sonntag, der mit seinem sonnig sommerlich anmutenden Zauberglanz funkelte.

Bis zum nächsten Mal, wenn ich zwei weitere Briefe mit euch teilen werde, ich freue mich sehr!!

Eure Barbara


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