Rezension zu Theodor Fontanes „Effi Briest“


Theodor Fontane schildert in diesem Buch den tragischen und schmerzlichen Lebensverlauf eines noch jungen, aufgeweckten und unbefangenen Mädchens, das sich durch seine kindliche Leichtgläubigkeit und Unreife von den ihr eigentlich wohlgesonnenen Eltern in eine zweckmäßige Vernunftehe drängen lässt, die aus rein gesellschaftlichen Erwägungen erfolgt.

Ihre naive und unzulängliche Einstellung zur Ehe und Liebe beweist, dass sie keine rechte Vorstellung von der ihr bevorstehenden Ehe hat. Die Folgen davon sind Einsamkeit und Frustration aufgrund der rigiden Konventionalität der Ehe, in der es unverkennbar an emotionaler Verbundenheit und Liebe mangelt.

Da ihr eigener Zuneigungshunger für sie in der eigenen Ehe unstillbar scheint, fordert sie durch eine unbedeutende und sinnlose Affäre ihre eigene Zerbrechlichkeit heraus, da diese heimliche und verwerfliche Liebesbeziehung ihre Bedürfnisse nicht befriedigt, sondern ihr Sorgen und Schuldgefühle verschafft. All dies zerstört ihre natürliche Vitalität und Unbeschwertheit und bewirkt eine Bewusstseinsänderung.

Sie entwickelt sich zu einer zutiefst melancholischen und leicht verletzbaren Frau, deren psychischer Zerfall sich in physischen Schwächeanfällen äußert. Schließlich kann sie mit ihrer gegenwärtigen Lebenssituation nicht mehr umgehen wegen ihrer beschämenden Vergangenheit, die fast unverdrängbar scheint.

An Verstoßung, Missachtung und den gesellschaftlichen Anerkennungsentbehrungen, vor allem aber an ihren verinnerlichten und selbstvernichtenden Schuldgefühlen zerbricht sie und geht tragisch zugrunde.

(Indecent Proposal-Soundtrack song-The Dress)


Theodor Fontane will aus meiner Sicht mit diesem Buch aufzeigen, wie leichtsinnig und verantwortungslos es ist, eine solch wichtige und folgenreiche Lebensentscheidung wie die Ehe, übereilt und gedankenlos zu treffen. Dabei zeichnet er ein überaus sympathisches und liebenswürdiges Bild von seiner Hauptfigur „Effi“, für die er offensichtlich großes Mitgefühl verspürt.

Er vermittelt überdies, wie nahe Glück und Unglück, Aufwind und Katastrophe, Liebe und Verachtung, Verträumtheit und Ernüchterung beieinander liegen können, wie sie oft nur ein Wimpernschlag trennt. Die einst glückliche und unbeschwerte Effi entwickelt sich durch dramatische Umstände zu einer gefühlsmäßig gebrochenen, verwundeten Frau, die mit ihren körperlichen und seelischen Kräften am Ende ist.
Der Übergang von Euphorie und Melancholie und sogar Depression sticht dabei besonders hervor, der Elan und innere Schwung Effis geht in passiver Tristesse verloren.

Eine weitere Botschaft dieses Buches scheint mir jene zu sein, dass in der Dualität lebende Menschen nicht in der Lage sind, sich vollständig von der Außenwelt abzugrenzen, dass eine gewisse emotionale Abhängigkeit fast immer besteht. Von der Gesellschaft und insbesondere von nahestehenden Mitmenschen verachtet und mit Unbarmherzigkeit und Kälte behandelt zu werden, kann einen Menschen verzweifeln lassen. Wie unendlich kalt Effis eigener Ehemann Baron Instetten ist, zeigt auf, wie wenig wir oft über andere wissen, wie wenig wir einschätzen können, wie sie sich entwickeln und unter bestimmten Umständen reagieren können. Besonders in einer längerfristigen Beziehung, einer Ehe, können Charaktereigenschaften des anderen zum Vorschein kommen, mit denen man nicht gerechnet hat, denn durch die Interaktion sind beide automatisch gewandelt. Die kindliche Unschuld, Aufgeschlossenheit und Gutgläubigkeit sowie der jugendlich frische Optimismus und Idealismus lassen Effi an ein schönes, erfülltes Leben glauben. Doch wie so oft im Leben, werden ihre Träume durch die Kargheit eines Zeitalters, in dem Härte und Entfremdung herrschen, wund und grob beschnitten. Die Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten sowie Einschränkungen einer Ehe zur damaligen Zeit unterschätzt Effi unbedacht, was verheerende Auswirkungen hat.

Für Effi sind andere Menschen vielleicht wie Spiegel, in denen sie ihre eigenen vermeintlichen Schwächen erkennt; durch die ablehnenden Rückmeldungen ihrer Außenwelt nimmt sie sich selbst verzerrt wahr, indem sie sich sehr negativ und schuldig sieht. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass eine hohe Sensibilität oft mit der rigorosen Realität in Konflikt geraten kann.


Ein Roman, der sehr stark die angebliche Schwäche und Zerrissenheit eines auf der Erde lebenden Geschöpfes annimmt. Dramen, die das Leben spielen, spannend und lebensecht. Geniale Fantasie im Geschichtenschöpfen. Bebende Atmosphäre, zitternde Luft, vibrierende Energie wie das Lodern eines durchsichtigen Feuers im offenen Fenster. Gegenseitige himmlische Absprachen in Liebe, wenn man sich Leid zufügt. Ich verstehe dieses Wunder langsam aus jedem Winkel meines dünnhäutigen Herzens.

Abschließend möchte ich bemerken, dass mich dieses Buch sehr anstrahlt und leuchten lässt im Bewusstsein der gläsernen, subtilen Synergie, die uns alle verbindet. Ehrfurcht und Leichtigkeit schäumen sich in mir zu einer Welle an Liebe und Fühllust für die göttliche Kraft in uns allen.

(Indecent Proposal-Soundtrack song-remembrances)

Aus der Geschichte von Effi habe ich viele Botschaften und Lebensweisheiten ableiten können. Eine davon lautet für mich: Lebensbejahung und Selbstachtung sind untrennbar miteinander verbunden!!!

Und ich werde mit dem in mir verlorengegangenen Retter und Meister verschmelzen und mir selbst die Liebe geben und zu meiner vollen Kraft erblühen. Erst dann eine Liebesbeziehung eingehen, wenn ich gut mit mir allein sein kann und sie nicht mehr brauche. Früher dachte ich, Sexualität wäre unweigerlich partnerbindend, nicht zuletzt deswegen, weil daraus ein Kind entstehen könnte, zuallererst aber aufgrund meiner abhängig besessenen Anhänglichkeit.

Leidenschaft, die von vornherein Leiden schafft. Jetzt wo die emotionale Fixierung immer mehr schwindet, begreife ich, dass man Sex und Zärtlichkeit mit jemandem erleben kann, dass eine Begegnung das Leben streifen kann, dass man einen Menschen über alles lieben kann,  ohne dass man das Bedürfnis haben muss, diesen Kontakt festzuhalten, sich an ihn zu klammern. Wir sind alle frei und zu nichts verpflichtet.

Mich nicht davon zerstören lassen, was andere von mir denken, keineswegs irgendjemand anderen als Jesus und die aufgestiegenen Meister als Maßstab nehmen, an denen ich mich orientiere. Den Freigeist in mir flattern und wirbeln lassen. Und die Luftigkeit und Lockerheit mit Erdung, mit denen Effi das Schaukeln und Spielen genießt, nicht vergessen …

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