Wenn ich schreibe, trete ich in eine ganz andere Ebene ein, wie wenn ich spreche. Das ist und war eigentlich immer schon so. Meine Inspirationsquelle ist vordergründig meine Innenwelt, oft kann es mir gar nicht gehaltvoll, sinnig und nachdenklich genug sein, wenn ich so in der Tiefe meines Seelenlebens schürfe.
Eher selten kommen meine Texte daher, dass ich selbst etwas gelesen habe. Sie entstehen hingegen durch einen Reflexionsprozess, durch mein Analysieren von Gefühlen, aufgrund von zwischenmenschlichen Beobachtungen. Bisweilen beflügeln mich auch Filmausschnitte, Lieder, Gespräche, die Natur, das ständige Wechselbad meiner Emotionen, meine Tag- und Nachtträume, Schreibwerkstätten, das kosmische Licht und die Liebe.
Oft wache ich nachts auf und habe Eingebungen, des Weiteren beim Spazierengehen oder in der Badewanne, häufig versuche ich dies gleich zu notieren.
Von der Astrologie her bin ich ein extremer Luftikus, der Erklärungen für das Gefühlte sucht. Wenn ich etwas mit dem Verstand ergründen, benennen und einsortieren kann, bedroht es mich nicht länger, dann fühle ich Sicherheit und Struktur. Denn des Öfteren traue ich meinen Gefühlen nicht, etwas mit dem Kopf anzugehen erscheint mir klarer und vernünftiger. Doch dann werde ich wieder von Gefühlen überwältigt, die mir nicht logisch oder kontrolliert vorkommen.
Beim Schreiben kristallisieren sich meine Gedanken ganz anders als beim Reden. Ich bin nicht abgelenkt von meiner eigenen Stimme und Selbstwahrnehmung, von meiner Schüchternheit oder Nervosität, auf den anderen einzugehen, ich bin nicht gefordert, spontan zu reagieren. Im Gegenteil, ich vermag mich ganz meinem Schreibfluss hinzugeben. Ich spüre, dass verschiedene Gehirnareale beansprucht werden, wenn ich schreibe bzw. rede.
„Ich schreibe, weil ich nicht weiß, was ich denke, bis ich lese, was ich zu sagen habe.“ (Flannery O’Connor)
Zudem male ich mir in meiner Fantasie aus, wen ich erreichen könnte mit meinen Texten. Menschen, die nicht in meinem Leben sind und trotzdem ein geistiger Teil davon sind. Darüber hinaus bin ich sensibilisiert auf Worte, Phrasen, Äußerungen von anderen und von mir selbst – oft reichen mir andere die Hand und ich mache aus einem einzigen Wort oder einer Bemerkung wieder etwas Neues, mein eigenes Ding. In jenen Momenten vibriert es in mir, meine Gehirnaktivität sprudelt hochintensiv.
Meine Texte stammen wirklich von mir selbst, die Psychotherapie hat höchstens zu 5 % einen Einfluss auf meine Erkenntnisse, der Rest sind meine Gedanken und Interpretationen.
Das Video zu ”The Great Gig In The Sky” von Pink Floyd beschreibt sinnbildlich meinen Schreibprozess und seine Auswirkungen und Reaktionen.
Das Mich-Häuten und immer wieder „Neu-Geboren-Werden“, meine Glaubenssätze erneut zu aktualisieren, zu eruieren, was meine Motivation ausmacht. Es zieht mich wie in einen Sog meines Universums an Gedanken, Fantasien und Gefühlen, meines Wirken-Wollens, ich kreische „Wow“, ich löse mich auf, ertrinke darin, ziehe mich wieder nach oben, zerlege mich, schwebe durch das Weltall. Hungrige, gierige, begehrliche Geier knabbern mich an, andererseits verbrenne ich bei der Vorstellung, zauberhafte Energie in die Welt zu bringen. Mein inneres Kind, das aus der Hand Gottes in die Welt geflogen ist, das gesehen werden will, sprüht vor Flugunbändigkeit und Mitteilungslust mit dem Bedürfnis, eine ganz neue gemeinsame Freude, ein Erwachen zu erleben. Wie sehr mich dies innerlich durchschüttelt, hin- und her wirbelt und ergreift!!!
„Worte sind wild, frei, unverantwortlich und nicht zu lehren. Natürlich kann man sie einfangen, einsortieren und sie in alphabetischer Reihenfolge in Wörterbücher stecken. Aber dort leben sie nicht.“ (Virginia Woolf)
Auch wenn es im Leben zahlreiche Situationen und Dinge gibt, für die keine angemessenen Worte existieren, zum Beispiel für Transzendenz und Transformation, sind sie für mich ein Sternenhimmel, jedes Wort hat seinen eigenen Platz am Horizont, der unzählige, unergründliche Geschichten erzählt. Worte sind mehr als nur ihre augenscheinliche Bedeutung, sie vermögen zwar Missverständnisse auszulösen, doch sind sie mitunter der Weg, ein Dasein in der Polarität zu führen. Ob Schock, Provokation, Tratsch und Klamauk, Satire oder Liebesbrief, sie können Zeichen des Segens oder Waffen sein. Oftmals treiben sie uns weg von unserem inneren Kern der Liebe, dann sind sie wieder ein Versöhnungsakt.
Manchmal ist es so schön, nicht reden zu müssen, gemeinsam zu schweigen, sich in die Augen zu sehen und Nähe zu fühlen. Das Ist unser Ursprungszustand.
Es ist mein Ego, das mich antreibt, wirken zu wollen – ebenso mit Worten. Diese Erlebnisrealität habe ich einst gewählt und ich will ihr nachgehen, solange es sich angenehm für mich anfühlt.
Vielleicht sieht es irgendwann anders aus, bis dahin will ich die Zeit mit meiner Schreiblust und eurer Energie darauf nutzen und genießen.
(„Idea 20“ von Gibran Alcocer)
Liebe Leser: innen, ich mache nun, wie bereits angekündigt, eine kleine Pause mit meinem Blog. Ich wünsche euch noch einen schönen Start ins neue Jahr und weiterhin ein gutes Ankommen darin. Es ist in Worten nicht beschreibbar, wie glücklich und dankbar mich eure Gegenwart macht. Ich schicke euch einen Blick der Verzauberung ob der Begegnung, ein verträumtes Lächeln in meinen Augen und eine wärmende Umarmung. Gerne zünde ich die Sterne für euch an in einer verschneiten, abendlichen Winterlandschaft und tauche mit euch auf den Meeresboden meiner Wahrheiten, fliege in die himmlischen Sphären der Spiritualität. Auf ein erneutes baldiges gemeinsames „In-die-Tiefe-Gehen“!!!
Liebe Herzensgrüße,
Barbara