Ein Mädchen, das immer lächelt – Mögliche Gedanken von Marilyn Monroe


Ich sehe Menschen. Jeden Tag. Jeden Tag habe ich Kontakt zu Menschen.

Menschen, die lange Gesichter ziehen, prosaisch abwesend, nüchtern und zugeknöpft sind. Verstandesbetonte Zeitgenossen im Schwarz-Weiß-Denken, in einer Zeitqualität, die auf der Kippe des Übergangs steht, auf ihre Korrektur wartet. Geschöpfe, die das mechanische Gesicht eines Pkws haben. Doch ich sehe alles wie durch einen Zauberspiegel. Reflexartig fange ich an zu strahlen, bringe mein Licht in die Welt und verzaubere sie. Da wird aus den Blinkleuchten an den Autovisagen ein Blitzlichtgewitter funkelnder Augen. In ihrer Geschäftigkeit und Schnelligkeit setze ich die Menschen außer Gefecht, fahre sie an die Wand, werfe sie über den Haufen.

(“The Look“ von Roxette)

Eigentlich bin ich schüchtern und habe Angst zu sprechen, aus mir herauszugehen, mich zu zeigen, in Gegenwart anderer verstumme ich oft vor Nervosität. Ich lächle, dann muss ich nicht reden. Cleverer Trick, oder?😅

Wenn auch durch einen sensitiven, zaghaften Hintergrund motiviert, ist mein Strahlen vollblütig, feurig, temperamentvoll, energiegeladen und entwaffnend überschäumend. Früher ersehnte ich mir zumeist einen Hurrikan des Beifalls, ich selbst überschwemmte mit einem Lavastrom an Sinnlichkeit und Empfindsamkeit. Fürwahr mein Lächeln will lieb sein, will mit Freundlichkeit und Fröhlichkeit anstecken. Ein Jive meiner Gesichtsmuskeln. Es sagt zärtlich: „Ich mag dich. Ich will dir ein gutes Gefühl verschaffen. Ich wünsche dir alles Gute und will, dass du glücklich bist.“ Es will alles Unpoetische ins Gegenteil verkehren, die Gemüter erfrischen und in die Magie zurückrufen. Berechnung aus Edelmut und Unschuld.

(“I’m every woman“von Whitney Houston)

„Aber wenn sie eine Kamera sah, blühte sie auf und war plötzlich ganz anders. Kaum waren die Aufnahmen vorbei, war sie wieder nicht besonders interessant. Ich kann’s mir nicht erklären, aber das macht ein gutes Model aus.“ (Ein Fotograf über Marilyn Monroe)

Obwohl mein Lächeln eine Königin ist und Macht mit sich bringt, ließ ich mich kommandieren, dirigieren, bis in die Nacktheit schikanieren. Das war der Beruf einer Schauspielerin. Mein Strahlen will andere Menschen zum Strahlen bringen. Meine Sprachlosigkeit und die plötzliche Sprachlosigkeit anderer. In Situationen, in denen ich unsicher bin, lächle ich meistens, ich kann durch die Lichtfassade einfach abtauchen und verschwinden, so sehr blenden, dass niemand auf die Idee kommt, dass mir zum Weinen zumute ist. Glänzen bis zum Umfallen, um nicht unterzugehen. „Ich lächle, also bin ich.“
„Eine Schreckensgöttin, die den Tod bringen oder mit einem Lächeln Herzen brechen kann ..“ (aus einer Doku über M.M.)

(“Knockin‘ on every door“ von Roxette)

„Marilyn soll ja oft durchs Bett an ihre Rollen gekommen sein. Was sie in Hollywood erlebt hat, würde man heute als sexuelle Belästigung bezeichnen. Damals war das eben das Leben. Es gab kein Wort dafür.“ (Gloria Steinem)

Wahrlich, ich lächle auch, um mir selbst zu gefallen, um in einer zuversichtlichen, hoffnungsfrohen Stimmung zu sein, mein Herz zu wärmen, die zarte, scheue Knospe in mir zum kühnen, prachtvollen Erblühen zu bringen.  Bisweilen überwältigen mich meine Tränen aber auch in der Öffentlichkeit und ich stehe schmerzverzerrt und aus dem Herzen blutend da und versuche zu lächeln.

„Sie begegnete ihren Mitmenschen freundlich und mit ihrer Güte und Ehrlichkeit. Darum verliebten sie sich in sie. Und sie tun es noch heute.“ (Jim Dougherty, ihr erster Ehemann, über Marilyn Monroe)

Mein Lächeln ist die Basis, der Nährboden für die Kunstfigur, die ich erschaffen habe. Für meine berufliche Identität. Das Spiel und der Kick von Flirt und Wettbewerb erstrecken sich bei mir auf alle Menschen.

(im Alter von 26 Jahren)

Ich befinde mich konstant auf der Schmetterlingssuche nach der vollkommenen Liebe. Indem ich konsequent den Gipfel von allem anstrebe, zumal ich jene dort vermute, übersehe ich, dass sie in Wahrheit viel ruhiger, reiner und unschuldiger ist, nicht selten im Unauffälligen, Unerwarteten zu finden ist.

„Aber meine einzige Chance JEMAND zu sein, ist doch jemand anderes zu sein. Deswegen wollte ich Schauspielerin werden.“ (Marilyn Monroe)


Im Alter von 18 Jahren kaufte ich, Barbara, mir das Buch „So werde ich Model“ von Peter Brysch. Ich studierte es intensiver als meine gesamte Psychologielektüre. Doch dieses Vorhaben scheiterte an meiner Körpergröße. Die Songs in diesem Beitrag hab‘ ich immer gehört, wenn ich mir vorstellte, über einen Laufsteg zu modeln, das hat meine Verträumtheit stets so angespornt. Sexy, distanziert, mit laszivem Pokerface und einem bezaubernden Lächeln.

(“Not a dry eye in the house” von Meat Loaf)

Auch wenn ich keineswegs mehr glaube, Modelmaße zu haben, würde bedeuten, das große Glück zu finden, bereue ich meine Träume nicht. Die Schönheit eines Menschen liegt für mich in seiner Authentizität, in seiner Ehrlichkeit, in seiner Ausstrahlung. Ein liebes Lächeln, dass von innen nach außen strahlt, das alle Gefühle zulässt und nichts und niemanden auszugrenzen versucht.

„Viele haben die Fantasievorstellung, sie hätten sie retten können. Männer, wenn sie sie nur genug geliebt und Frauen, wenn sie ihr als Freundin beigestanden und ihre Einsamkeit gelindert hätten.“
(Gloria Steinem über Marilyn Monroe)


Wenn man wirklich Nähe erleben will, ist es notwendig, ehrlich zu sein. Nur dann kann Vertrautheit geschehen.

„Zufrieden – schmunzeln, unzufrieden – runzeln“ sagt Meg Ryan in dem Film “French Kiss“.

(im Alter von 21 Jahren auf Korfu in den Gärten beim Schloss „Achilleon“)

Irgendwann wird sich der ganze Tumult auf dieser Erde sowieso in ein einziges weises und wissendes Lächeln von uns allen verwandeln. Wenn ich Schmerz empfinde, kann sich ein gezieltes Lächeln als hilfreich erweisen. Es lockert gleich alles auf. Sich selbst im eigenen Leben willkommen zu heißen und glücklich darüber zu sein, man selbst zu sein.

Ich will mich selbst lieben, achten und ehren und mir die Treue halten, bis dass der Tod mich von meinem Körper und von dieser Welt scheidet.

Ihr Lieben, viel Spaß, Freude und ein entspanntes Üben und Trainieren des Lächelns wünsche ich uns allen.

Namaste

Barbara

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2 Antworten zu “Ein Mädchen, das immer lächelt – Mögliche Gedanken von Marilyn Monroe”

    • Liebe Monika Maria! Ich lächle immer, wenn ich eine Rückmeldung von dir bekomme. es ist mir eine so schöne Freude.
      Liebe Grüße, Barbara

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