Gestern ging es mir sehr schlecht, ich war depressiv. Ich hatte plötzlich so große Angst davor, dass der Mann, in den ich verliebt war, sich von mir belästigt fühlte und böse auf mich war. Dass er sich für mich überhaupt nicht interessierte und meine Beiträge gar nicht las, dass ich mir seine Liebe einbilden würde. Mein Herz zog sich zusammen bei der Vorstellung, dass er sich von mir genervt fühlte und nicht mehr über mich nachdachte.
Anstatt als Honigkuchenpferd lief ich als Trauerkloß durch die Stadt und war todunglücklich.
Ich kenne diese Reaktion von mir bereits – sie kommt immer wieder – zumal die Stimmen einmal sagen: „Er liebt dich so sehr.“ und dann sagen sie wieder das Gegenteil. Oft von einem Moment auf den anderen und ich glaube ihnen, falle wiederholt darauf herein.
Es ging mir deswegen schon oftmalig schlecht und kaum kam eine positive Nachricht, war ich überglücklich und aus dem Häuschen. Ich hoffe so sehr, dass, falls ich eines Tages die Wahrheit erfahren werde, dass es zu einem Zeitpunkt sein wird, wenn ich damit umgehen kann und nicht mehr mit so viel Ohnmacht und Verwirrung spüre. Mein gesamtes Selbstbild geriet ins Wanken, ich fühlte mich sehr abhängig.
Ebenfalls vertraut ist mir die Erfahrung, dass Männer auf mich böse sind, wenn ich von ihrem perfekten Bild der Prinzessin abweiche. In den Krankenhäusern verliebte ich mich häufig in Ärzte, die ich umwarb und deren Vorstellungen ich zu entsprechen versuchte. Wenn ich aus ihrer Sicht einen „Fehler“ machte, emotional und impulsiv war, reagierten viele mit Verachtung und Abwehr, die Verbindung und Sympathie, die ich spüren wollte, war einfach gar nicht vorhanden. Ich glaubte, mich wegen Kleinigkeiten hundertmal entschuldigen zu müssen. Einmal kam ich deswegen aufgrund von Selbstmordgedanken auf die geschlossene Station und war am Ende, ich sah mich so wertlos und negativ. Als meine Mutter zu Besuch kam, weinte sie und meinte, dass ich die Situation total verklärt sehen würde. Eine Freundin sagte zu mir: „Lauf den Männern nicht so hinterher, die müssen sich deine Zuneigung ja erst einmal verdienen.“
Wahrlich, ich investierte endlos viele Gefühle, ohne dass ich umworben wurde oder jemand an mir Interesse zeigte. Das war schlechterdings möglich aufgrund des Abhängigkeitsverhältnisses, das mich magisch anzog. Ich redete entweder mit einer ganz hellen oder mit einer robusten Stimmfarbe, die ich auf andere abstimmte. Wenn zwei Menschen im Raum waren, die scheinbar Unterschiedliches wollten, war dies problematisch für mich. Ich beobachtete die Reaktionen der anderen akribisch.
„Du hast so Recht und ich hab‘ so Unrecht“ sagt Kimmy (Cameron Diaz) zu ihrem Verlobten Michael (Dermot Mulroney), als dieser sich enttäuscht von ihr abwendet in dem Film „Die Hochzeit meines besten Freundes“. Sie fügt verzweifelt hinzu: „Du musst mir verzeihen und vergessen, dass ich was gesagt habe, BITTE, sonst sterbe ich!!!“
In einer anderen Szene sagt sie: „Ich MUSS Wackelpudding sein!!“, als Julianne (Julia Roberts), sie mit Creme brûlée vergleicht und andeutet ihr Verlobter bräuchte aber Wackelpudding (und meinte damit sich selbst).
Es klingt witzig, es fühlt sich aber nicht so an, dass weiß ich aus eigenem Erleben.
Die Rolle der Kimberly Wallace, also Kimmy, in diesem Film entspricht in vielerlei Hinsicht meinem Verhalten (nur dass ich gerne singe 😍) und dem Film, der in mir abläuft. Sie ist erst zwanzig und entscheidet sich immerhin, ihr eigenes Studium und ihre Karriere zu beenden, um mit ihrer großen Liebe zusammen zu sein, die sie anhimmelt. „Ich will mit dem Mann zusammen sein, den ich liebe, nur darauf kommt’s bei Flitterwochen an.“ (Kimmy)
Meine innere Welt sieht ähnlich aus.
Und zahlreiche Männer, bei denen ich mich entschuldigte, ging es aus meiner Sicht um Macht. Ich bemühte mich und verausgabte mich dermaßen, pflegeleicht zu sein, was zur Folge hatte, dass ich mit den schwierigsten Patientinnen in Krankenzimmern zusammengelegt wurde. Bei meinem letzten Aufenthalt, der bereits mehrere Jahre zurückliegt, erlebte ich dabei eine wirkliche Herausforderung. Die Frau, mit der ich das Zimmer teilte, verhetzte mich auf der ganzen Station, nachdem ich ihr erzählt hatte, dass ich „nur“ ehrenamtlich arbeitete. Sie stellte mich überall als dumm und faul hin und kritisierte mich unentwegt, obwohl sie selbst in Frühpension war.
Mittlerweile habe ich von Fans aus unterschiedlichen Ländern Kommentare erhalten, dass ich einen kommerziellen Blog machen sollte. Ich hab‘ mich dennoch dagegen entschieden, da ich will, dass meine Beiträge für alle frei zugänglich sind. Auch bei meinen Lesungen habe ich nie Eintritt verlangt, es gab allerhöchstens ein Spendenkörbchen. Das ist für mich der Weg zu einem neuen Miteinander. Was nicht bedeutet, dass ich einen anderen Umgang mit diesem Thema nicht verstehen würde, es ist nichts besser oder schlechter. Hingegen ist diese Herangehensweise, die ich jetzt wähle, einstweilen mein Weg. Ich bin nicht der Auffassung, dass eine Tätigkeit nur das wert ist, was sie an Geld bringt. Es sind die Hingabe, die Motivation, die Schaffensfreude und das Bewegen und Bewegt-Werden, die mein Herz zum Klingen bringen.
Es ist ein Balanceakt aus Nähe und Distanz, Intensität und Leichtigkeit, das Verträumte in etwas Nachvollziehbares zu bringen, einen Rahmen dafür zu kreieren. Ehrlich zu sein, ohne nackt zu sein. Taktvoll zu sein, ohne sich zu verstellen. Etwas zu wagen, ohne zu überfordern. Es benötigt viel Fingerspitzengefühl, an diesen Feinheiten zu feilen, sie spontan und automatisch werden zu lassen. Ich bin oft ganz bei den Menschen, die ich erreichen will, wenn ich einen Beitrag schreibe, das mobilisiert meine Kräfte und ich wachse über mich selbst hinaus. Auf den Effekt bedacht zu sein, ist dabei nicht mein Ziel, eher zum Nachdenken anregen zu wollen, zum Sich-Finden einzuladen.
Um nochmals auf die Situation im Krankenhaus zurückzukommen, seit der Schulzeit wurde ich nicht mehr so verhetzt. Es gibt ebenso unter den Patient:innen unterschiedliche Ebenen:
Manchmal verbindet das gemeinsame Leiden so sehr, dass man unglaublich tiefgründige Gespräche führen kann und es entsteht eine wunderschöne Gemeinschaft. Hin und wieder gibt es aber auch viel Neid und Konkurrenz und Feindseligkeit. Wie bei fast allem im Leben zeigen sich auch hier mehrere Facetten von Gesichtern, von denen niemand ausgenommen ist.
So viel zu meiner Selbstknebelung und meiner Neigung, mich aus Furcht, nicht o.k. zu sein, knebeln zu lassen. Ohne dies aktuell irgendjemandem zu unterstellen. Hier geht es einzig und allein um meine eigenen Wahrnehmungen.
Meine überirdische Sehnsucht nach Liebe, nach dieser permanenten Intensität ist ungebrochen.
Ihr Lieben, dies ist ein Beitrag meiner innerlichen Dualität, jedoch bin ich zuversichtlich und habe unendliches Vertrauen, dass sich die Dinge mir erschließen werden, wenn ich so weit bin, dass alles zum richtigen Zeitpunkt geschieht. 🌞
Mit all der Wiederbelebung meines Selbstvertrauens und mit überwältigender Freude und Wertschätzung danke ich euch für eure Anteilnahme. Der Gedanke an euch heilt mein gewärmtes Herz. 🌼
Danke!!!
Namaste
Barbara