Cool down and have fun – Lasst uns alle wieder leiser werden!


Kürzlich war ich zum ersten Mal in dieser Saison wieder im Freibad. Als ich im Sprudelbecken den Whirlpool genoss, war ich nichtsdestotrotz erstaunt, wie viele Leute bereits im Bad waren, da es noch gar nicht so heiß war. Durch den Andrang war ich wenig überrascht, dass es sehr laut war, denn das kannte ich bereits aus den Jahren davor. Letztes Jahr gab es ein Ereignis, das mich diesbezüglich sehr schockiert und aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Es geschah, während ich im Sprudelwasser lag, als ich einen ziemlich stämmigen, gar nicht so kleinen ausländischen Jungen sah, der offenbar nicht schwimmen konnte und unterzugehen drohte. Es befanden sich ringsherum massenhaft Menschen – es waren mindestens 70-100 Leute in diesem Kinder- und Jugendbecken – die sich total in Action befanden, also kreischten, sprangen, plantschten, sich gegenseitig anspritzten und unter Wasser drückten, Bälle und Frisbees warfen, usw.

Wie es eben in einem solchen Becken im Hochsommer meistens zugeht. Übermütig, überdreht und impulsiv. Es war alarmierend für mich zu sehen, dass unter ihnen keiner genug Achtsamkeit und Aufmerksamkeit besaß, um die Hilferufe des kleinen Jungen wahrzunehmen und um ihm zu helfen. Es war so übertrieben laut und chaotisch, dass sie in aller Fahrlässigkeit untergingen, verhallten. Natürlich überlegte ich, die ich zumeist wie eine stille Statue im Wasser lag und das krasse Treiben beobachtete, nicht lange, schwamm zu dem Jungen und brachte ihn per Huckepack ins seichte Wasser, wo er stehen konnte. Ich sagte ihm noch, dass es wichtig wäre, vorsichtiger zu sein und Schwimmflügel zu tragen, bevor er in dieses Becken ginge. Er bedankte sich sehr und wir beide waren sichtlich erleichtert. Keiner der anderen reagierte.

Das ist für mich nur EIN Beispiel dafür, wie dreist, schrill und grell diese Welt und der Lautstärkepegel durchaus ebenso durch den Einfluss der Medien und des Internets geworden ist. Es findet eine regelrechte Geräusch- und Reizüberflutungsexplosion statt. Irgendwann werden wir hoffentlich einmal den Höhepunkt dieses drastischen Spektakels erreicht haben und dann auch wieder einmal anders leben. Ich weiß, ich kann nicht erwarten, dass alle Kinder so schüchtern, ruhig und zurückhaltend sind, wie ich es war. Wir sind alle verschieden, Gottes Schöpfung ist bunt und vielfältig und sehr schön. Dennoch darf ich eingestehen, dass ich mir mit brüsken, temperamentvollen, feurigen Menschen, die nur wenig bereit sind, Rücksicht zu nehmen, ein wenig schwertue.

Tja, ich weiß nicht, vielleicht ist es Schicksal, dass ich nie ein Kind bekommen habe, wahrscheinlich wäre es nicht fair gewesen, wenn ich mein Kind in seiner Lebendigkeit und Lautstärke eingeschränkt hätte, ich weiß es nicht. Spätestens seit ich durch meine psychische Situation so empfindsam und ängstlich in Bezug auf Geräusche wurde, habe ich den größten Respekt vor Lehrern, Erziehern, Eltern, … bekommen. Davor, welcher Lautstärke diese tagtäglich ausgesetzt sind. Wobei man auch festhalten darf, dass Kinder sich an den Erwachsenen orientieren und wirklich viel verarbeiten müssen, sie lernen ebenfalls durch – Nachahmung.

In der Schulzeit und ebenso einige Jahre danach sah ich viele Lehrer sehr negativ, da ich durch ein Mobbing so zahlreiche unfreundliche Reaktionen geerntet hatte, als ich noch zur Schule ging.

Aufgrund meiner Geräuschempfindsamkeit fallen mir mannigfache Geräusche stark auf, die andere zumeist nicht wahrnehmen. Viele Menschen agieren so unglaublich achtlos.

Als meine psychiatrische Laufbahn begann, war ich ein Nervenbündel, ich wog 48 Kilo, redete mit einer ganz hellen Stimme und war sehr zerbrechlich. Immer wenn eine Tür zufiel, ein Licht blinkte, eine Uhr tickte, Menschen laut sprachen, ein Auto vorbeifuhr, ein Blatt im Wind raschelte, war ich niedergestreckt und gelähmt vor Angst. Ich war so dünn und blass und alle Reize flossen durch mich hindurch, wehten mich um, lösten Panik aus, dirigierten mich und feuerten meine Schizophrenie an.

„Ich empfand mich wie einen Hohlkörper, in dem die Stimmen laut hallten, wie wenn man in einen Tunnel hineinruft.“ (Hannelore Klafki)

Ich weiß, ich kann nicht erwarten, dass wir alle so besonnen, still, meditativ und ruhig sind, wie wir sind, wenn wir zu einem Stern verschmelzen. Trotzdem wünsche ich mir für uns als Menschheit, dass wir wieder leiser, sanfter, langsamer, sensibler und liebevoller werden, uns neuerlich intensiv ineinander einfühlen, mehr aufeinander achtgeben.

So viel zu meiner Vision in aller Toleranz, in Respekt und Verständnis für das Verschiedene.

Alles Liebe für euch und für diese Welt an diesem zauberhaften, sonnendurchfluteten Abend!

Namaste

Barbara

,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert