Sie hat mir schon so oft das Leben gerettet. Wenn wir in Italien auf Urlaub waren, und ich in Hast und Übermut beinahe in ein Fahrzeug hineingerannt wäre. Mitten in den Menschenmassen, die sich abends auf der Einkaufsstraße befanden.
Seit meinem 17. Lebensmonat kenne ich sie und wir waren von Anfang an sehr eng miteinander verbunden. Wir haben zahlreiche familiäre Höhen und Tiefen gemeinsam gemeistert und hatten dabei stets ein offenes Ohr füreinander.
Selbst wenn wir ab und an miteinander eiferten, wir waren uns immer alles vergönnt. Als wir älter wurden, war sie ein wenig pummelig und ich war schlank, doch sie konfrontierte mich kein einziges Mal mit einer Neidattacke. Sie war und ist gutmütig und nachsichtig, macht sich viele Sorgen, was andere von ihr denken. Das war für uns beide früher immer ein Thema.
Wir haben uns gegenseitig aus der Einsamkeit geholfen, als ich in Wien wohnte, haben wir jeden Tag drei Stunden lang telefoniert. Wir waren immer füreinander da. Wir haben dieselben Schulen besucht und hatten teilweise auch dieselben Lehrer. Was viel gemeinsamen Gesprächsstoff auslöste. Lange kamen wir nicht darüber hinweg, kauten erneut und erneut die gleichen Geschichten durch, drehten uns im Kreis.
Doch ganz egal welche Herausforderungen wir zu bewältigen hatten, wir standen immer zueinander. Sie schenkte mir den Film „Die Eiskönigin“, der vom magischen Zauber einer ganz berührenden, außergewöhnlichen Schwesternbeziehung handelte.
Meine geliebte Schwester … ist schlagfertig (ohne Ende) – ganz im Gegensatz zu mir – humorvoll, interessiert und sehr, sehr liebenswürdig. Wir haben stets so viel zusammen ferngesehen (sie tut dies auch jetzt noch) und ich habe oft im Scherz „Frau Dr. TV“ zu ihr gesagt. Nein ohne Scherz, sie hat eine TV-Bildung, ist ein begeisterter Nachrichtenjunkie und des Öfteren habe ich mir mitunter über mich selbst gedacht: „Aus mir ist nichts geworden, weil ich so viel ferngesehen habe!“ Aber ist das wirklich so? Immerhin kenne ich mannigfache Videos und Filmszenen, die ich mit meiner Schwester und mit euch teilen kann. Das Wort „Versager/in“ existiert in meinem Wortschatz nicht, jede/r gibt etwas sehr Besonderes auf ihre/seine Weise. Ist es nicht ebenso eine Leistung, den Alltag zu gestalten, wenn man nicht arbeiten gehen kann? Trotz seiner Traumata zu überleben?
„Was ist Leistung?“
Diese Frage haben sich meine Schwester Maria und ich schon oft gestellt. Es ist so berauschend schön, mit Maria über die Filmszenen zu sprechen, die wir kennen, sie wieder neu aufleben zu lassen. Wir haben zumeist in einer Kinotraumwelt zusammen gelebt. Keiner weiß diesbezüglich so viel wie sie, ich kenne ebenfalls niemanden, der in Bezug darauf so berührbar ist.
Häufig haben wir uns an den persönlichsten und intimsten Sehnsüchten teilhaben lassen, keiner wusste so viel über mich wie sie. Wenn andere auf mich losgingen, hat sie zu mir gehalten.
Liebe Maria!
Was ich dir am meisten wünsche, ist, dass du das Glück – genauso wie ich – in dir selbst findest. Wir beide haben eine so besondere Geschichte und ich möchte dich ermutigen, dir alles zuzutrauen, was du möchtest, hinauszugehen in die Welt und dich Schritt für Schritt auf das Leben einzulassen, wenn du dies wünschst. Natürlich ist es deine Sache.
Ich danke dir aus aufrichtigem Herzen für die großartige, traumhaft schöne Zeit, die wir zusammen hatten und verbringen. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Du und der Mann, den ich liebe.
Aus tiefster Seele wünsche ich DIR, liebe Maria, Menschen, die DICH lieben, Freude, Sonnenschein und Gottes Segen.
Alles Liebe,
Barbara