Ich werde nie mehr … – was mein Weinen zum Strömen bringt


Der Gedanke, dass Momente nicht zurückkommen und manche von ihnen nicht nachholbar sind, hat mich in meinem Leben oft verunsichert und traurig gestimmt. Ich glaube, es hat etwas mit einer Angst vor Verlust, etwas nicht behalten, es nicht festhalten zu können. Doch genauso inkonsistent sind Momente eben erschaffen, sie sind flüchtig und unbeständig, die Uhr tickt permanent – für mich ein aufregendes, manchmal zu spannendes Wechselbad der Gefühle.

Als ich 21 Jahre alt war, machte ich den Führerschein. Erschrocken war ich zutiefst, als meine Fahrlehrerin Gerda nach meiner ersten Fahrstunde meinte, von einer Studentin hätte sie sich mehr erwartet. Nach jeder Fahrstunde ging ich in den anliegenden Park, um mich auszuweinen, so überfordert war ich psychisch mit dem Autofahren. Vor allem das Einparken trieb mir Schweißperlen auf die Stirn. Dennoch schaffte ich den Führerschein beim ersten Anlauf.

Der Schock kam erst danach: ich weinte Tränenbäche und schluchzte wochenlang: „Ich werde nie wieder mit Gerda und Rolf (so hieß der andere Fahrlehrer) im Auto fahren, ES WIRD NIE WIEDER SO SEIN, WIE ES WAR. Ich brauchte monatelang, um mich von diesem Schmerz zu erholen, mein Herz war stets so nah am Wasser gebaut.


In meiner Kindheit fuhren wir jährlich nach Obertauern, um Ski zu fahren. Wenn wir dann nachhause kamen, saß ich in der Badewanne, meine Mutter wusch mir die Haare und ich zerfloss wiederum in Tränen mit den Worten: „Ich will zurück nach Obertauern, es wird nie wieder alles genau so sein, wie es war, wir werden nie wieder genau dieselben Zimmer haben, mit denselben Leuten zusammen sein.“

Ich klammerte mich also auch an Äußerlichkeiten, an materielle Besitztümer, ich wollte alles bewahren und den Moment anhalten.


Viele vergangene Dinge und Situationen hingegen lassen sich nicht mehr ändern oder lösen, denn es gibt keinen Schlüssel, keine Zeitmaschine zurück in die Vergangenheit. Manches kann und darf ich nur mehr in meinem Inneren entwirren und heilen.

Zum Beispiel werde ich nie mehr in diesem Leben eine glückliche Kindheit haben. Nie wieder werde ich eine Maturafeier, ein Maturaessen, eine Maturareise erleben, die ich versäumt habe.

Nie wieder werde ich zwei meiner Lieblingslehrer, Kurzi und Brandy, wiedersehen, ich dachte, ich hätte noch genug Zeit dazu.

Niemals werde ich erneut in der Schule sitzen und spüren können, dass alles gut geworden ist, dass sich die Konflikte lösen ließen.

Manchmal ist es aber auch umgekehrt und man weiß einen Augenblick erst dann zu schätzen, wenn er vorüber ist, kann ihn nicht im Stattfinden genießen. So ging es mir in Paris, zumal ich mich als junges Mädchen mit dieser monströsen Großstadt oftmals entkräftet und erschöpft fühlte und mich extrem unter Druck setzte, dass ich alles gesehen haben muss. Erst nachher wurde mir bewusst, wie großartig und eindrucksvoll die Architektur, die Parks, die gesamte Ausstrahlung dieser Stadt und die französische Sprache waren.

Das folgende Lied verdeutlicht diese Thematik, dass man häufig das haben will, was man gerade nicht haben kann, ausgleichend dem Extrem entgegenwirkt. Nur wenn man das Gegenteil von etwas kennengelernt hat, kann man den Unterschied spüren. Trotzdem finde ich es schade, wenn man etwas nur dann schätzen kann, wenn es im Moment nicht da ist. Ich bin hoffnungsfroh, dass ich Zeitfenster des Glücks und Menschen, die ich liebe, ebenso dann wertschätzen kann, wenn sie erreichbar, sprich erfahrbar sind, ohne dass zuvor ein Verlustgefühl bestanden haben muss.

In der Liebe und in der Liebessucht zeigt sich das auch sehr besonders, meiner Schwester bedeutet das folgende Lied so viel, vor allem der letzte Satz: “…and you let her go …“.

(“Let her go“ von Passenger)

“Everything you touch surely dies …”.

“Well, you see her when you fall asleep,

 never to touch and never to keep

‘cause you loved her too much and you dived too deep.”

Ich könnte Rotz und Wasser heulen, so intensiv und tragisch nimmt man die eigenen Gefühle und die des anderen wahr und man fragt sich ständig, was man hätte anders machen sollen und wie man hätte sein müssen. Ich liebe dich so sehr, liebe Maria … ich hoffe, es geht dir gut.


Im Gegensatz dazu kann ich festhalten:

Ich werde MICH für immer haben, ich bin nie allein, ich habe immer alles, was ich brauche.

Ich werde für immer Liebe sein und ich bin immer ge-liebt.

Ich habe die Fähigkeit, mein Herz zu heilen, ich muss dafür nicht in die jeweiligen Momente „zurückfliegen“. 😍

Mit den Verstorbenen bin ich für immer verbunden, ich spüre ihre Gegenwart, wir sind alle zusammen auf ewig ein Herzschlag.

Alles in diesem Spiel geschieht so, wie es vereinbart wurde und ist richtig und gut, auch dass es keinen Moment ein zweites Mal gibt. So bleibt jeder Moment einzigartig und unverwechselbar und ich bin aufgerufen, Dinge nicht aufzuschieben, sondern mich zu verwirklichen. Und den Moment loszulassen

… ich werde nie wieder im Mathematikunterricht sitzen und eine Mathematikschularbeit schreiben müssen!!! 😍

Auch wenn mein Lehrer ein super sympathischer Mensch war, ist dies ebenfalls ein super flauschiger Gedanke!!

(Kiddy Contest 2011)

Ihr Lieben, so viele sonnenklare und himmelblaue Frühjahrstage sind lustige Gäste dieses Winters, so auch der heutige Tag. Der Frühling sagt sich uns mehr und mehr an, befindet sich bereits in den Startlöchern. Heute konnte ich ein Gänseblümchenmeer auf einer Wiese im Park entdecken, sie leuchteten wie kleine, feine, noch kurzstengelige weiße Sterne, streckten zaghaft ihre zärtlichen Gesichtchen heraus. Der Himmel auf Erden, nicht nur über uns, sondern auch unter unseren Füßen.

„Die Vergangenheit ist Geschichte, die Zukunft ein Geheimnis und dieser Moment ist ein Geschenk.“ (Ina Deter)

Lasst uns des Augenblicks gewahr sein und die Liebe leben und sein, die wir wirklich sind!!

Namaste

Barbara


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