Seit jeher hatte sie davon geträumt, ein perfektes Hausmütterchen zu sein. In ihrer Fantasie spielte sie ständig Szenen durch, wie sie den Mann, den sie zu lieben glaubte, verwöhnen würde. Ihn einkochen, ihm die Haare waschen und föhnen, ihn umsorgen würde. Des Weiteren ihm das schönste und wundervollste Zuhause, die beglückendste sexuelle Beziehung, die höchste partnerschaftliche Liebe und die Familie schenken würde, von denen er immer geträumt hatte.
(„Nur du“ von Roy Black im Film „Hilfe, ich liebe Zwillinge“)
Fernerhin, wie sie ihm morgens, wenn er zur Arbeit ging, einen Abschiedskuss geben würde und ihm, wenn er dann im Stiegenhaus wäre, nachrufen würde: „Schreib mir (per SMS), was du essen willst.“, woraufhin seine Antwort wäre: „Ich lass mich überraschen, mach das, worauf du Lust hast.“.
War er nicht süß und bezaubernd, ihr imaginärer Prinz?
Zudem träumte sie davon, sobald sie bei ihm auf Besuch sein würde, völlig souverän und tough anzubieten, dass sie ihm ganz locker leicht seine Wohnung reinigen würde, wenn er das wollte. Doch da begann ihr Traum zu bröckeln, zumal sie aus Erfahrung wusste, dass sie beim Putzen selbst nicht so belastbar war, mit ihrer eigenen Wohnung genug zu tun hatte.
Unbedingt jedoch strebte sie an, dermaßen cool und tough wirken zu können. Weiters sehnte sie sich danach, ihm alles recht zu machen, nur um sich an seiner starken Schulter anlehnen zu dürfen. Eine liebe Frau hatte einst zu ihr gesagt: „Wer will denn schon eine Prinzessin?“. Das hatte sie wiederum total erstaunt, sie war mit offenem Mund dagesessen und hatte große Augen gemacht. So sehr war es für sie klar gewesen, dass sie für ihren Mr. Right, für “The One and Only“ eine Märchenprinzessin sein musste und wollte. Wahrlich, sie wünschte sich, ihm jeden Wunsch von den Lippen abzulesen, im Gegenzug sollte er zuverlässig sein. Etwas zu versprechen und es dann nicht einzuhalten, dafür hatte sie gar kein Verständnis.
Stunden verbrachte sie damit, zu fabulieren, was sie alles für ihn kochen würde, obwohl es ihr eigentlich zu viel war. Das gleißende Scheinwerferlicht ihrer Werte, mit denen sie sich kritisch beäugte, unter die Lupe nahm und rügte, verstrahlte sie illusorisch und verblendete ihre eigentlichen Bedürfnisse.
Denn sie bestand aus Licht UND Schatten und sofern sie immer nur lieb sein musste, würde sich der Schatten neuerlich seinen Weg an die Oberfläche bahnen und etwas sehr Hässliches würde zum Vorschein kommen. Aber war ihre Wut wirklich hässlich? Im Übrigen, wenn sie einem Mann derart hinterherlief, würde er sie überhaupt noch begehren und mit ihr zusammen sein wollen? Die meisten Männer mochten keine so bedürftigen Frauen, brauchten Freiraum, um eine Frau zu erobern, die Erfahrung hatte sie gemacht. Falls etwas ganz selbstverständlich und leicht zu bekommen war, verloren sie ihr Interesse. Umgekehrt verhielt es sich auf die gleiche Weise.
Darüber hinaus teilten sie ihr mit, wenngleich sie ebenso verzaubert von ihrer Prinzessinnenhaltung waren, dass sie ihr das nicht zu geben vermochten, was sie sich wünschte.
(„Stark“ von Ich + Ich)
Dennoch malte sie sich immer wieder den sicherheitsspendenden Ritter aus, an dessen vermeintlicher Rüstung sie permanent abprallte. Derart viele Menschen in ihrem Leben hatten ihr gesagt, dass sie das, was sie so emsig und ehrgeizig suchte, nur in sich selbst finden konnte. Oft spürte sie so eine unendliche Power in sich, es war DIE Power, die sie all die schrecklichen Schicksalsschläge und Prüfungen in ihrem Leben ÜBERLEBEN hatte lassen. Es war dieselbe Power, die von so vielen Menschen, vor allem von Frauen, unterdrückt worden war. Von klein auf war sie von ihrer Mutter gedemütigt, sabotiert und dermaßen arg ausgeschimpft und abgewertet worden, dass in ihr – damit alleingelassen – ein unermesslicher innerer Konflikt entstanden war, sodass sie sich für den größten Verbrecher aller Zeiten, für einen Sonderling gehalten hatte, während andere ihr sagten, wie hübsch sie wäre. Man hatte versucht, ihr ihr starkes, dominantes Ich, den „Animus“ in ihr, ihre männliche Seite auszureden, hatte diese als unausstehlich hingestellt. Vor einiger Zeit war diese Seite in ihr wieder aufgetaucht, gegenüber einem lieben Freund hatte sie mit einer sehr kräftigen Stimme gesprochen. War es wirklich ihre männliche Seite gewesen, es gab immerhin auch starke Frauen, wer sagte, dass eine Frau immer nur leise und lieblich sein sollte? Dies war der Teil ihrer Persönlichkeit, mit dem sie studieren, arbeiten, Leidenschaft erleben, Konflikte austragen, eine Beziehung und Familie hätte haben können.
Vollkommen verunsichert hatte sie den Freund gefragt, ob er sie SO hässlich fände, woraufhin er entgegnet hatte, dass er sie so total super und sympathisch fand.
Ja, das war der Weg und sie spürte plötzlich, dass sie die Kraft hatte, ihn zu gehen, aller Eifersuchtsattacken und kritischen Stimmen zum Trotz. Es war schmerzhaft gewesen, die eigene Stimmlage stets so ängstlich und besessen zu beobachten, alles gehörte zu ihr, das Leise wie das Laute. Von jetzt an würde sie sich mit Leuten umgeben, die sie dabei unterstützten, sie selbst zu sein, aus ihr herauszugehen. Wenn sie in ihre innere Mitte, in den Einklang kommen wollte, musste sie alle Menschen meiden, die sie dabei sabotierten und davon abhielten, sie selbst zu sein. Langsam würde sie erneut auf sich vertrauen können, es funktionierte in kleinen Schritten.
Überdies spürte sie sehr viel negative Energie von anderen, die sie für ihre Entscheidung kritisierten und die sie schlechtmachen wollten. Doch dies störte sie nicht länger, es wurde ihr egal. Dies war der Weg, ihre Gesundheit wiederzuerlangen, ins seelische Gleichgewicht zurückzufinden, sich selbst genug zu sein, der eigene Ritter zu sein und keinen Mann mehr zu benötigen. Dazuhin kannte sie zahlreiche junge Menschen, die aufgrund der Verdrehungen, Verwicklungen, Verstrickungen und Manipulationen – die oftmals unbewusst abliefen –durch ihre belastende Familiensituation ihr Leben frühzeitig beendet hatten. Fürwahr, sie konnte sich so gut in sie hineinversetzen, denn als sie ihre Kontakte neuerlich abbrach, spürte sie ein überwältigend erdrückendes Gefühl der Ohnmacht und Schuld, so als ob sie ihrer Familie gegenüber zu etwas verpflichtet wäre. Manche Familienmitglieder waren sehr rechthaberisch und dogmatisch aufgetreten, weshalb sie geglaubt hatte, sie hätten überall Recht. Und wenn sie sie unterdrückten, dann hätten sie gute Gründe und diese wären, dass man sie nicht auszustehen vermochte, wenn sie stark und erfolgreich war. Wohingegen jetzt, nach über vier Jahrzehnten, wusste sie, dass es nicht so war, sie hatte Menschen kennengelernt, die es ihr bewiesen hatten. Mehr noch, es wurde ihr bewusst, dass nichts und niemand für jemanden verantwortlich war, ebenfalls nicht für die eigene Familie. Nur weil sie sie geboren und aufgezogen hatten, wir waren alle eine große Menschenfamilie!!! Jede/r durfte sich die Personen auswählen, die ihr/ihm guttaten. Warum sollte irgendjemand es irgendjemand anderem recht machen müssen? Und wieso sollte sie sich an Menschen orientieren, die eifersüchtig waren, ihr überhaupt nicht alles Gute vergönnt waren und sich ihr gegenüber eventuell sogar mehr mit der Täterrolle identifizierten? Die wiederholt glaubten, alles zu wissen, obschon sie kaum einen Einblick hatten und sich nichtsdestotrotz permanent Einmischungen, Übergriffe und Urteile erlaubten? Nach zweiundvierzig Jahren Selbstgeißelung würde sie keinen einzigen Tag ihres kostbaren Lebens mehr damit vergeuden, vielmehr verbringen, sich für einen anderen Menschen zu unterdrücken und zu verstellen.
Und falls sie zu einem Mann „Ich liebe dich.“ sagen würde – vielleicht irgendwann, vielleicht auch nicht – würde sie es nicht mehr pathetisch verschleiert, sondern bewusst echt und authentisch ehrlich tun. Sich niemanden anlachen, der eine unterwürfige Bedienstete aus ihr machen wollte, die sich an allen Ecken und Enden verbiegen und verausgaben müsste. Im Gegenteil, sie würde zu ihren Grenzen stehen und auch seine akzeptieren. Nebstdem wollte sie jemanden umsorgen, doch nicht perfekt und schon gar nicht immerzu, es sollte kein Druck da sein, sondern Vertrauen und Vertrautheit. Außerdem würde sie sich nicht als etwas ausgeben, was sie nicht sein konnte, nur um ihm zu gefallen.
Daneben würde sie für alle Erfahrungsmöglicheiten in ihrem bisherigen Leben dankbar bleiben, auch für jene mit ihrer Familie, sie hätte nie so schöne Fantasien und Träume haben können, nie andere zauberhafte Identitäten so hautnah annehmen können, wenn sie nicht gemobbt worden wäre.
(„Wir haben JA gesagt“ von OHANA Sumsii)
In jedem von uns wohnten ebenfalls eine Prinzessin und ein Prinz, eine Göttin und ein Gott, Anima und Animus, ein Mensch – eigentlich alle Rollen waren in jedem angelegt. Sie würde nichts aufgeben und vermissen müssen.
Die Freiheit und die wahre Liebe dieses Planeten mit all seinen abenteuerlichen Chancen lagen vor ihr …
Ihr Lieben, ich wünsche mir, dass das neue Jahr für mich ganz im Zeichen der ausdrucksstarken Selbstverwirklichung, der Schaffenskraft, der Wahrheitserkennung, der Stille und inneren Erleuchtung mit mir selbst stehen wird.
Ich wünsche uns allen ein freudvolles neues Jahr, das Sinn, Leichtigkeit, Selbsterkenntnis, das Gefühl von Vollständigkeit im Alleinsein, Sinnenfreude, Traumnahrung, Geborgenheit und Liebe für uns bringt.
HAPPY NEW YEAR!!
Namaste
Barbara
2 Antworten zu “Ein überholter Wunschtraum und seine Mündung in einen unerwarteten Ausblick”
Nur das Beste für dich Babara.
Möge alles zu dir kommen was dich glückselig macht.
Herzlichst
M.M.
Eine Welle der Dankbarkeit und Freundschaft überkommt mich, wenn ich an dich denke, liebe Monika Maria. Ich wünsche dir auch nur das Allerbeste!!