Derart zahlreiche erwachsene Menschen haben mir von der gleichen Erfahrung berichtet. Es geht dabei um die Tatsache, dass sie einerseits zwar volljährig sind, andererseits jedoch in Gegenwart ihrer Eltern, also von jenen wie Kinder behandelt werden. So etwas kommt häufig vor und ich möchte heute diese Problemsituation erörtern.
Wenn Eltern sich in die Leben ihrer erwachsenen „Kinder“ zu viel einmischen und diese belehren, wie zum Beispiel: „Iss nicht so viel.“ oder „Hast du schon wieder zugenommen?“, sind dies Übergriffe. Und den meisten geht es meiner Beobachtung nach so, dass sie sich kleingemacht fühlen und sich in eine untergeordnete Rolle gedrängt sehen. Möglicherweise wollen Eltern ab und an ihre Kinder als Kleinkinder oder sogar als Babys betrachten und sie bemuttern. Oft machen sie sich vermehrt Sorgen und wurden selbst auf eine ähnliche Weise geprägt, denke ich. Das kann so weit gehen, dass sie mitunter auf die intimsten Lebensbereiche Einfluss nehmen wollen. Und einen Todesernst in etwas bringen, was eine natürliche, lockere Freude und Leichtigkeit sein darf!
Kennt ihr das auch: Kaum seid ihr zuhause bei euren Familien auf Besuch, seid ihr wieder „der kleine Maxi“ beziehungsweise „die kleine Mitzi“. Menschen, mit denen ich gesprochen habe, wünschen sich nichts sehnlicher als von ihren Eltern respektiert zu werden und dass ihre Selbstständigkeit und ebenso ihre Entscheidungen akzeptiert werden. Dass man sich untereinander auf einer freien, unbefangenen und unbelasteten Ebene austauschen und miteinander sprechen kann. Sich voller Begeisterung, Elan und Schwung erzählt, wie es einem geht, was man erlebt hat, dass es schön ist, dass man sich sieht. Wichtig ist, glaube ich, für die Betroffenen, nicht „umzukippen“, in der Kraft, Würde und Reife zu bleiben und höflich, aber bestimmt den Eltern mitzuteilen, was man sich für die Kommunikation wünscht. Erstrebenswert ist es aus meiner Sicht, die Metaebene anzusteuern als in ein plumpes Niveau zu verfallen. Wenn man ein Familiensystem mit einer Mosaikplatte verglichen wird, die auf einem filigranen, spitzen Untergrund liegt, und die Familienmitglieder sind Mosaiksteine, dann müssen sich, sobald einer sich verändert und bewegt, alle mitbewegen, damit die Platte gerade bleibt und nicht hinunterfällt. Ihr kennt sicher den Spruch „Man kann andere Menschen nicht verändern, man kann nur sich selbst verändern und dann verändern sich die anderen ganz selbstverständlich.“
„Die äußere Welt ist immer ein Spiegel unserer inneren Welt. Wenn du deine innere Welt veränderst, verändert sich automatisch deine äußere Welt.“ (Madeleine Dumhart)
Prinzipiell glaube ich durchaus, dass alle Eltern das Beste für ihre Kinder wollen. Nur ist das, was sie nicht selten für das Beste halten, nicht wirklich das, was ihre erwachsenen Töchter und Söhne wollen und brauchen. Sätze wie „Du bleibst immer mein Kind.“ oder „Du bist für mich das Wichtigste auf der Welt“, können lähmen und Druck machen, obwohl sie liebevoll gemeint sein können. Wenn es dann zu Bevormundungen kommt, ist dies oftmals eine Grenzüberschreitung und es entstehen Konflikte.
Was ist nun aber die Lösung für dieses Dilemma?
In Naturvölkern wird mit der Eltern-Kind-Thematik ganz anders umgegangen, als in der westlichen Welt. In einer Art Zeremonie werden durch Tradition und Rituale, die Kinder, sobald sie volljährig sind, von den Eltern verabschiedet. Sie haben ihre Kinder bis hierher begleitet und jetzt sind diese für sich selbst verantwortlich und werden auch dementsprechend behandelt. Eltern und Kinder haben fortan eine Freundschaft.
Meiner Ansicht nach ist die Freundschaft die Grundlage dafür, dass Eltern und ihre erwachsenen „Sprösslinge“ sich auf Augenhöhe begegnen können. Sonst herrscht mehrmalig diese Autorität, Unstimmigkeit und Ungleichheit in der Mündigkeit. Abnabelung braucht ein Loslassen auf beiden Seiten. Empfehlenswert kann es gleichsam sein, die Eltern beim Vornamen zu nennen, um etwaige Missverständnisse auszuschließen. Und das Nähe-Distanz-Verhältnis passend zu gestalten, eventuell den Kontakt seltener zu suchen, da Eltern sonst wiederholt dazu geneigt sind, zu glauben, man brauche sie so sehr, um zu „überleben“. Ebenfalls bei kranken Personen habe ich dies des Öfteren wahrgenommen, dass ihre Eltern übermächtig, ein- und zudringlich waren. Vor allem bei psychisch Kranken war die Familiendynamik buchstäblich unheilvoll und schädlich:
Menschen, die durch ihre Kindheitserfahrungen psychische Probleme bekamen und ferner, als sie sie hatten, von den Eltern weiterhin emotional missbraucht wurden, indem diese sich in alles einmischten und überfürsorglich waren. Verstrickung pur.
Auf einer lichtvollen Ebene zu kommunizieren, bedeutet für mich, dass ich dem anderen Wertschätzung, Respekt, Taktgefühl und Liebe entgegenbringe. Wir sind alle eine große Menschenfamilie und Blut muss nicht immer dicker sein als Wasser!
Es kann uns allen passieren, dass wir die Grenzen, das Selbstbild, ja sogar die Würde eines anderen verletzen. Oft ohne Absicht und Bewusstsein darüber. Umso wichtiger ist die Kommunikation!
Also, wenn ihr gefragt werdet, ob ihr zugenommen habt, könnt ihr schmunzelnd ausweichen und sagen: „Das bleibt ein Geheimnis!“. Oder falls eure Eltern meinen, ihr sollt nicht so viel essen, könnt ihr entgegnen: „Das darf jeder für sich entscheiden!“ oder irgendetwas Witziges, das euch einfällt.
Euch Sätze bereits vorher überlegen, sofern ihr nicht so schlagfertig in jenem Moment ob eurer Perplexität seid!
Und eure Eltern segnen und aus einer lichtvollen Haltung heraus Lichtworte sprechen. Sich und dem anderen den Frieden wünschen. Bei euch sein und bleiben. Wie würde die Meisterin/der Meister, die/der definitiv in euch ist, reagieren? Eure Wunden mit der balsamischen Heilkraft eurer Liebe einhüllen.
Sicher, ab und zu gibt es Streitereien, Familieneskalationen zu vermeiden ist hingegen auf jeden Fall günstig. Den Eltern dankbar zu sein und dennoch einen vernünftigen, gesunden Abstand zu wahren, sich abzugrenzen ohne gleich eine Mauer aus Beton um sich zu bauen, in der eigenen Klarheit zu sein, Konflikte auf einer sachlichen, anstatt auf einer hochemotionalen Ebene auszutragen. Nicht alle Menschen sind augenblicklich lichtvoll und es kann helfen, sich ein Ritual zu überlegen (Atemübung, Aura ausdehnen, Visualisierung von schönen Momenten, sich einen Schutzkreis um sich herum vorstellen, …), mit dem man sich zu schützen vermag.
Ich habe erst kürzlich den Kontakt zu meiner Familie, zu meinen Eltern wieder aufgenommen und ich probiere und trainiere mich in lichtvoller Kommunikation. Echt spannend!!
„Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten, denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander und es entstehen neue Welten. Heute weiß ich, das ist das Leben.“
(Charlie Chaplin)
Aus dem Urgrund meines Herzens und meiner Seele wünsche ich euch viel Glück für eure Entscheidungen sowie harmonische, freudenreiche, amüsant heitere Stunden mit euren Familien! Und – probiert euch fröhlich aus!
Alles Wundervolle und Schöne dieser Welt und noch mehr, ihr Lieben!
Namaste
Barbara