Sie war kein Niemand, auch wenn niemand sie kannte, niemand mit ihr sprach, es niemanden interessierte, ob es sie gab.
Auch wenn sie im Niemandsland wohnte, wo niemand Notiz von ihr nahm und niemand in ihre Nähe kam.
Keineswegs war ihr Leben als Niemand mit niemandem an ihrer Seite null und nichtig. Sie wusste nicht, dass sie ein Niemand war, da sie niemals darüber gesprochen hatte, da es niemanden gab, der sich je mit ihr befasst hätte.
Sie kannte keine Urteile, hatte nie die Werte eines anderen geteilt, niemals hatte sie sich nach jemandem gesehnt, sie hatte niemanden geliebt und hatte nie Spaß gehabt.
Doch es gab jemanden, dem es nicht egal war, wie es ihr ging, das war der Jemand in ihr. Sie hatte gelernt, für sich selbst zu sorgen, dem Jemand in ihr Wertschätzung und Seelenhygiene entgegenzubringen, ihn zu lieben. Sie lernte mit dem Herzen eines Jemand, dass sie nie ein Niemand war, zu jeder Zeit nicht nichts war.
Und dass auch der Niemand immer ein Jemand war …
Es war nie unwesentlich, wer sie war und was sie dachte, denn sie war ein Jemand, der wertvoll und wichtig war. Niemand war dies nicht …
Sie kannte ein Glück, das auf diese Art und Weise niemand kannte, außer der Jemand in ihr – das Glück, sie selbst zu sein.
Obwohl es im Niemandsland niemanden mehr gab, der nicht den Jemand in sich selbst zu entdecken versuchte, wollte sie ein Niemand sein, sie verband damit eine ganz neue Freiheit und Freude, nichts und niemandem verpflichtet zu sein, niemandem gefallen zu müssen.
Ein Niemand konnte langweilig und doof bis zum Abwinken sein, wenn ihm danach war, wohingegen einer, der bestrebt war, für andere ein Jemand zu sein, immer kompetent und leistungsbereit sein musste, oder zumindest auf seine eigene Weise irgendwie originell.
Logische, plausible Antworten mit der richtigen Dosis Individualität auf ausgewählte Fragen abliefern sollte. Der Niemand in ihr war stets wortlos ob dieses Drucks gewesen, während der Jemand in ihr verzweifelt versucht hatte, sich anzupassen. Oder war es umgekehrt?
Ein Leben ohne Schlagfertigkeit schien jemandes Los zu sein – und dieser Jemand war der Niemand in ihr. Sie war anders, einmalig in ihrer Ungewöhnlichkeit.
Ein Nichts, eine Niete oder Null war sie nicht. Sie war nach außen ein Niemand und DER Jemand für sich selbst. Um sich als dieser zu fühlen, brauchte sie niemanden mehr.
Der Niemand und der Jemand in ihr wollten auf niemanden mehr wirken, auf keine Menschen, die sie nur wegen ihrer Leistungen schätzten, aber sie wie ein Nichts behandelten, sich selbst unendlich rarmachten, während sie schon ein schlechtes Gewissen hatte, wenn sie sich nur ein bisschen rarmachte.
Sie wollte für niemanden mehr ein Jemand sein, der sie nicht zuallererst dafür liebte, wer sie in ihrem Inneren war.
Der Niemand und der Jemand in ihr fusionierten, vereinigten sich zu einem gloriosen Ganzen.
Von nun an gehörten sie einander an und – sie –
sie gehörte der Magie des eigenen Selbst – und –
den Sternen …
Eine Antwort zu “Who is she? – The inner illusion-reality soap”
Kompliment 😊